An 4 Tagen in der letzten Woche verwandelte sich unsere Bühne in eine dunkle Mördergrube. Nachdem im Tageskurier ein Mord in Miss Blacklocks Haus angekündigt und schlimmer noch, Freunde und Bekannte dazu herzlich eingeladen werden, nimmt das Übel seinen Lauf. Zur genau angekündigten Zeit gibt es einen Kurzschluss, der Einbrecher Scherz – überzeugend dargestellt von Frau Krieger und Violetta Bliznu- dringt mit Brachialgewalt in Little Paddocks ein und wirbelt die Abendgesellschaft durcheinander. Es kommt zur Schießerei im Dunkeln und Rudi Scherz liegt tot mitten im Wohnzimmer.
Zur Ermittlung des Falls erscheinen rechtzeitig der herrlich entnervte Inspektor Craddock (Johann Südmersen) und die listige und wunderbar süffisant gespielte Miss Marple (Hannah Sophie Tiesmeyer), die sich so in ihre Rollen hineinsteigern, dass sich das konkurrierende Ermittlungsspiel zum neckischen Nachlaufspiel entwickelt.
Im Kreis der Verdächtigen bricht Panik aus, als ein zweiter Mord geschieht. Es trifft die überaus sympathische, wenn auch tüttelige, äußerst expressive Dora Bunner (Lena Ellerbrake), eine alte Freundin der Hausherrin Letitia Blacklock und es nährt sich der Gedanke, dass im engsten Kreise des Hauses ein Mörder umgeht und womöglich weitere Opfer fordert! Ist die vortrefflich abgebrühte Miss Blacklock (Mathilde Ahrnsen) selbst in Gefahr? Wer trachtet ihr nach dem Leben? Sind es die befreundeten jungen Menschen, die sie in ihr Haus aufgenommen hat? Da wären die angeblichen Geschwister Patrick Simmons (Nikolas Krenz) und Julia Simmons (Tabea Bursig/ Miriam Janssen Perez), die sich in köstlichen Streitereien ergehen, aber heimlich -gekonnt! -leidenschaftlich knutschen? Aber auch die alleinstehende Mutter und Gartengestalterin Philippa Haymes (wunderbar temperamentvoll gespielt von Miriam Perez und Tabea Bursig), die insgeheim mit Edmund Swettenham anbandelt, gerät in Verdacht. Edmund (Lennart Panter), ein äußerst facettenreich und nuanciert gespieltes, verkanntes Schriftstellergenie, treibt ein faszinierendes Spiel im Spiel, als es um die von Inspektor Craddock geschickt gelenkte Aufklärung des Falles geht und er, offenbar tief gekränkt, sich abführen lassen muss.
Was wäre aber das turbulente Verwicklungsspiel ohne das überragend temperamentvoll und exaltiert gespielte ungarische Hausmädchen Mitzie (Gina Lanwert), die die selbstgefällige Gesellschaft von Kleinstädtern permanent aufmischt und ohne die sich trefflich verstellende Mörderin – Miss Blacklock (Mathilde Ahrnsen)! Und was wäre aus unserer Krimikomödie „Scherz beiseite“ von Agatha Christie geworden ohne unsere sehr engagierte und kompetente Licht-/ und Tontechnik (David Friederichs, Jonah Wöstmann, Thilo Wernli)!!!
Absolut verdient: stehender Applaus nach der Premiere und heiße Autogrammstunde am Freitag! – Nur schade, dass es einige verpasst haben.
Gute Neuigkeiten: Unsere von Frau Lanwert in ein herrlich englisches Grün verwandelte doppelstöckige Kulisse mit 7 Türen, ohne deren Knallen das dynamische Spiel nur halb so effektvoll hätte sein können, hat einen neuen (jetzt schon den dritten!) Lagerplatz gefunden.
Das leidenschaftliche Spiel der AG kann weitergehen!
Viele weitere Impressionen von dem Schauspiel finden sich in unserer Bildergalerie. Hier nur ein Vorgeschmack: