Wie Osnabrücker Schülern die Angst vor der Steuererklärung genommen wird
Osnabrück. In der Schule lernen Jugendliche zwar, wie man ein Gedicht analysiert oder eine knifflige Matheaufgabe löst. Eine Wohnung in Zeiten des Mangels zu finden oder eine Steuererklärung zu schreiben, wird jedoch in den seltensten Fällen gelehrt. An der Osnabrücker Angelaschule sollte dieses praktische „Wissen für das Leben“ nun vermittelt werden.
Wie verhalte ich mich bei Prüfungsstress? Welche Versicherungen sind unerlässlich? Was macht ein gutes Mietverhältnis aus? Und womit geht ein Abschied aus dem „Hotel Mama“ einher? Fragen über Fragen. In einem eintägigen Workshop der Angelaschule sollte Licht ins Dunkel gebracht werden. Vielen der Teilnehmer (Schüler der 12.Klasse) steht ein eigenständiges Leben schließlich in Kürze bevor.
“Wertvolle Starthilfe“ leisten
Tim Wenninger, der selbst die Angelaschule besuchte, gab den Impuls für die Veranstaltung. „Wertvolle Starthilfe“ zu leisten, das hatte er sich vorgenommen. Denn er selbst wäre während der Schulzeit dankbar für einige lebenspraktische Tipps gewesen. Stattdessen musste der 24-jährige Lehramtsstudent sich vieles aus der Notwendigkeit heraus selbst aneignen.
Dinge zu lernen, „die man wirklich braucht“, das gefiel dem Zwölftklässler Fynn Nowicki gut. Im Vorfeld des Workshops konnten die Schüler angeben, an welchen drei der fünf Seminare rund um das Thema „Wissen für das Leben“ sie am liebsten teilnehmen möchten. So interessierten sich manche besonders für das Stressseminar der AOK, andere fanden es spannender, von einem Vertreter des Finanzamts zu erfahren, was der Staat mit Steuern macht.
Versteckte Kosten
Beim „Goodbye Hotel Mama“-Seminar waren vielen Teilnehmer geschockt, für was man alles bezahlen muss, wenn man erst einmal allein lebt. „Da fallen Kosten an, von denen man gar nicht ahnte, dass es sie gibt“, resümierte ein Schüler. Immerhin hätten Mama und Papa das sonst alles übernommen.
Vermieter „nett grüßen“
Christian Biemann, Rechtsanwalt bei „Haus und Grund“, riet den Schülern, ihre Vermieter (sobald sie in einer eigenen Wohnung leben) stets „nett zu grüßen“. Denn eine gute Beziehung zum Vermieter sei Gold wert. In Zeiten der Wohnungsnot könne es zudem nicht schaden, ein paar Tricks zu kennen, wie man sich als Wohnungssuchender attraktiv macht. Sich Mühe bei einer Bewerbung zu geben, etwas über sich zu erzählen und einen Bonitätsnachweis vorzulegen, sei schon mal eine gute Basis, fasste ein Schüler die Erkenntnisse zusammen.
Wie ein Dispo funktioniert und auf welche Weise man am besten sparen kann, das erfuhren die Zwölftklässler von Mitarbeitern der Sparkasse. In dem Seminar ging es auch darum, welche Versicherungen sich wirklich lohnen und welche eher „nice to have“ sind. „Wenn man sich darauf einlässt, bringt es schon was“, stellte Henning Monska nüchtern fest.
Mut zur Steuererklärung
Auch der Schrecken der Steuererklärung konnte den Jugendlichen „ein bisschen genommen“ werden, erzählte der angehende Abiturient Fynn Nowicki schmunzelnd. „Ich habe ihnen Mut gemacht, es ist schließlich keine Zauberei“, lachte auch Markus Mörler vom Finanzamt. Im Steuerseminar lernten die Schüler darüber hinaus, was es mit den unterschiedlichen Steuerklassen auf sich hat und welche Kosten sich von der Steuer absetzen lassen.
Wertvolle Lebenstipps auslagern
Beatrix Timpe-Urban, Lehrerin der Angelaschule und Mitorganisatorin des Workshops, sprach sich dafür aus, den Lehrgang für Zwölftklässler fest an der Schule zu installieren. „Im Unterricht muss das Boot ganz strikt geradeaus fahren, um das Ziel zu erreichen.“ Die praktischen Lebenstipps auszulagern, sei daher sinnvoll. Der Tenor der Jugendlichen: Informativ und nützlich, aber auch recht theoretisch und viel für einen Tag. Schülerin Svenja Torbecke findet dennoch: „Es hat sich gelohnt.“