Die Schülerin Ellie wird auf der Schultoiltette überfallen. Obwohl es keinerlei Hinweise auf den Täter gibt, steht für ihre Mitschüler fest, dass es sich um Amir handeln muss – einem 14-jährigen Flüchtling aus Syrien. Innerhalb eines Tages kochen die Emotionen hoch, und die Situation droht zu eskalieren.
Als die Theater-AG der Angelaschule auf der Suche nach einem neuen Stück war, waren die Kriterien klar. Zum einen sollte jeder der 16 Schüler eine Sprechrolle erhalten. Zum anderen sollte der Inhalt aktuell sein. Das Stück „Es war Amir“ von Ulrich Munz stieß sofort auf das Interesse der Schüler. Der Inhalt ist brisant und spielt gezielt mit Klischees und Vorurteilen.
Umsetzung des Stücks in Eigenregie
Atmosphärisch dicht inszenierten die Schüler das Stück – nicht nur sprichwörtlich – in Eigenregie. Da die AG-Leitung während der Proben aus gesundheitlichen Gründen ausfiel, stand in Frage, ob die Gruppe die Inszenierung auf die Bühne bringen kann. Kurzentschlossen eilten ältere, ehemalige AG-Mitglieder ihren Mitschülern zu Hilfe. Gemeinsam feilten sie an den Rollen und kümmerten sich um das Bühnenbild. Hierbei setzen sie auf Minimalismus: Einige Stühle und Tische dienen als Klassenzimmer, wenige Requisiten und die Maske unterstreichen die Charaktere. Der Fokus lag auf Texten, Mimik und Gestik – professionell und authentisch dargestellt.
Überzeugende Darsteller
Besorgte Eltern, eine überforderte Schulleitung, pöbelnde Schüler, die auf Selbstjustiz schielen, ohne Belege für eine Täterschaft zu haben, lautstarke Parolen – ein Selbstläufer. Nur vereinzelte Stimmen drängen auf Vernunft und plädieren für eine differenzierte Sicht. Mit einer simplen Frage führt Schüler Jakob den Konflikt ad absurdum: „Ihr wollt Flüchtlingen zeigen, was es bedeutet, Angst zu haben?“ Die Aggression spiegelt sich im dunkler werdenden Rot der Bühnenbeleuchtung wieder. „Das Licht trägt maßgeblich zur Stimmung bei“, so Maria Ahrnsen vom Regieteam bereits vor der Aufführung.
Der Ausgang wurde gekonnt gelöst: Amir selbst trat nicht auf. Zudem gab es ein offenes Ende. Ellie hat den Täter nicht gesehen und weigert sich, jemanden willkürlich zu beschuldigen.
Spenden an den Exilverein
Die Theater-AG verzichtete auf Eintrittsgelder und bat stattdessen um SpendenTheater-AG der Angelaschule bringt Flüchtingsthema auf die Bühne. Diese gehen an „Exil – Osnabrücker Zentrum für Flüchtlinge“, um die ehrenamtliche Arbeit zu unterstützen. „Wir wollen die Zuschauer konfrontieren und zum Nachdenken anregen“, so Jakob Kos vom Regieteam. „Wir freuen uns, dass unsere Arbeit auf großes Interesse stößt und die Leute den Willen zeigen, zu helfen“, sagte Darstellerin Rebeca Jannsen Pérez in Hinblick auf die Resonanz nach der Premiere.